... berge im winter: eingepuderte bergspitzen, verschneite landschaften, funkelnde schneekristalle im winterlicht, lange schwarze schattenwürfe der eingezuckerten tannen. schneeschuhe anschnallen, sonnenbrille aufsetzen und die unberührten schneeflächen langsam durchziehen. die stille um einen herum ist genauso gigantisch wie der schweifende blick über das bergpanorama. ideale aussichtsplätze für eine brotzeit mit bergkäse. stilecht sozusagen. kurz nochmal das gesicht cremen und weiter gehts. die kamera immer dabei, ist die gruppe meist schneller voran, doch ziehen sie ihre spuren im schnee. das hat auch seine vorteile, man "hinkt" zwar hinterher doch wandert man auf weiter flur.. gefühlt allein. die pausen sind allerdings auch gefühlt kürzer als die der anderen. jeder hat sein eigenes tempo. schneeschuhwandern ist anstrengend, hebt man mit jedem schritt ein ganz schönes gewicht an. es läuft sich logischerweise besser auf relativ viel schnee als auf weggetauten oder gar vereisten schneeresten. zuviel pulverschnee bleibt unter den schuhen hängen, verklumpt und muss abgeklopft werden, das die spikes wieder richtig greifen. ungewohnt sind nicht nur die höhenmeter, die wir hierzulande in SH ja nicht kennen, so schnell wird ein schlickläufer ja nicht zum alpinisten, auch der breitbeinige watschelgang hat etwas ganz besonderes. im einklang mit den stöcken vergisst man die zeit. wenn es nicht gerade steil bergan geht, könnte man ewig und drei tage so weiter laufen.
... wiederum führten mich meine fotoziele in die berge, diesmal in die schweiz. eine teure tasse tee hatte mich bislang davon abgehalten, nun wurde in einem photo workshop ein platz frei und so ergriff ich dann doch die chance, hier zu rufen und den großen aletsch gletscher zu erkunden. von brig im kanton wallis aus, führte mich der weg zunächst über eine kleine hängebrücke - ein adrenalin-kick zum üben sozusagen, denn längere sollten noch folgen. die beeindruckende felslandschaft der walliser alpen wurde über die jahrtausende durch eis und schmelzwasser des aletsch gletschers geschaffen und geformt. in jüngster zeit hat sich die szenerie dramatisch verändert. die klimaerwärmung hat den aletsch gletscher schmelzen lassen. dort wo man einst den gletscher auf dem eis überqueren konnte, sind nach dem gletscherrückgang tiefe schluchten entstanden. die langen hängebrücken sind nunmehr die verbindenden wander-highlights in der aletsch arena.
... im spätherbst ist die landschaft durch die herbstlichen farben der überall in den tälern wachsenden blau- und preiselbeerbüsche geprägt. sonnenlicht erstrahlt die karge und wildromantische landschaft, die im oktober bereits winterliche nächte mit leichtem schneefall und nebel erlebt. oben auf der belalp über 2.094m bietet sich ein panorama mit den umliegenden bergen über 4.000m gipfelhöhe wie dem matterhorn. eine challenge war es morgens, die aufsteigende sonne über den bergspitzen mit einem sonnenstern fotografisch zu erwischen. leichter tau auf den wiesen, die morgendliche stimmung ist verträumt und surreal zugleich und dennoch durchbricht aus heiterem himmel ein glockengeläut virtuos die friedliche stille über dem bergpanorama: eine herde bergziegen zieht zufrieden über die alp zu den besten plätzen in der morgensonne. die morgens noch im schatten liegende gletscherzunge ist im unteren abschnitt stark mit schutt bedeckt und endet in der massaschlucht, über die eine 124m hängebrücke zur riederalp gespannt ist. ein weiterer adrenalin-kick mit blick hinab über die massa, die vom schmelzwasser des großen aletsch gletschers gespeist wird und in die rhone mündet.
an meinem letzten tag durchbrach ich in einer gondel schwebend die nebelschwaden. auf dem aussichtspunkt am bettmerhorn öffnete sich die dichte decke über dem gletscher für einen magischen moment und hüllte sich anschließend für den rest des tages wieder komplett im nebel ein.. wie sie sehen, sehen sie nichts. doch mein plan b lag mir bereits zu füßen, so entdeckte ich von der gondel aus unter mir auf der bettmeralp eine rot gefärbte landschaft inmitten eines schmalen wanderpfades.. preiselbeeren, die geschützt im fotorucksack am sonntag mit nach hause fuhren. die auf 1.950m höhe gepflückten beeren reichten für eine limitierte edition von 7 mini gläsern marmelade :)
... winter am fuße der zugspitze. für den ersten längeren stopp in den alpen ein tolles ziel, wenn da nicht das wetter wäre.. vor dem ersten sturm mit der bahn gen süden und nach dem zweiten sturm wieder in den norden. das besuchte seminar zum "klimawandel in den alpen" sollte wettertechnisch folglich genau das thema unterstreichen. einstellen der hochalmbahn wegen starkem wind, sperrung der zugspitze wegen starkem schneefall, also mehrere tage hintereinander, schließung der partnachklamm aufgrund der gefahr von eisschlag, einschränkungen im bahnverkehr durch schneefall funktionsgestörter signale. da müssen wir uns wohl dran gewöhnen.
... viel hoffnung auf schneeschuhwanderung und nutzung der seilbahn zu den gipfeln gab es nicht. doch mit geduld und starkem willen im zweiten anlauf (man erkannte mich bereits und jubelte mir zu "heute läufts..!") klappte doch so manches kleine highlight meiner wintertour. an der alpspitze wurde meine höhenangst mal wieder auf die probe gestellt. einer ganze 13m über die felskante herausragende und mit lochgittern versehene aussichtsplattform, der alpspix, konnte ich natürlich nicht widerstehen und so schob ich schritt für schritt meine scheinbar festklebenden füße ganz lässig in richtung glasfront. der blick über die bergwelten rundum garmisch-partenkirchen war wirklich gewaltig. ein winterwanderweg führte mich auf ein tiefergelegenes plateau, eine gondel rundete meinen weg ab und brachte mich wieder sicher ins tal hinab: "bergerlebnis für jedermann"!
die zugspitze zum morgenglühen mit sonnenaufgang über den bergspitzen war ein tolle tour, die ich mir sofort buchte... kurz vor halb sieben stand ich im dichtem schneefall an der bushaltestelle und kurze zeit später bei minus 15 kurz unter dem eingeschneiten golden schimmernden gipfelkreuz, mehr war leider nicht zu sehen. snow beaster befreiten die plattform vom schnee der nacht, der wind wehte mir die schneekugeln eiskalt ins gesicht. kurze pause, die finger auftauen und eine weitere schicht anziehen, gen westen klarte es ein wenig auf. und welch ein erlebnis bot sich mir dort oben: die bergspitzen kämpften sich durch nebelschwaden, schneefall, bewölkung und gaben letztendlich auch dem sonnenlichte eine chance die berge zu modellieren. zum auftauen meiner gliedmaßen reichte es in dem moment wirklich nicht.. dafür gab es ein brunch buffet auf knapp 2.962m höhe und das sonnenlicht wärmend hinter der panorama glasfassade.
schneeschuhwanderungen lehrten mich welch gewaltigen unterschied es macht, in welcher höhenlage man sich befindet. strömender regen im tal wird in höheren gefilden zum schneegriesel. das ist natürlich leichter zu ertragen, doch verschiebt sich klimatisch bedingt die schneefallgrenze. wetterbedingt disponierte ich so manchen tagesplan um und besuchte stattdessen die partnachklamm bei aufklarendem wetter. riesige eiszapfen hingen tief in die schlucht hinein. jadefarbenes wasser plätscherte sich durch die klamm. leichtes sonnenlicht spielte mit den zarten farben. tief in der schlucht wurde es richtig dunkel, das tageslicht kam kaum noch hindurch.. ganz klar der spannendste part der klamm. einsetzendes tauwetter verweigerte ein paar tage später den zutritt zu der schlucht. safety first, die eisspitzen drohen herabzustürzen. generell zeigte mir das gesehene und gehörte fachwissen, dass die bergwelten sich im wandel befinden und im kern auftauen. an so manchen stellen wäre es bereits jetzt schon sicherer mit helm auf wanderung zu gehen. das macht natürlich keiner. hoffentlich holt uns die realität nicht all zu schnell ein ..