... eine leuchtturm ikone, die gefeiert wird. mein lieblingstürmchen steht inmitten der wanderdüne und ist gerne schauplatz für kunstprojekte. im spätsommer, wenn die sonne untergeht und es dunkel wird, erwacht in der wanderdüne am leuchtturm die magie. stimmungsvolle stimmen und klänge ertönen zu einer lichter- und bildershow und tauchen die karge landschaft der wanderdüne in eine magische lichtkunst ein. ein jeder sitzt am hang auf einer picknickdecke. ich komme direkt vom strand und bin in mehreren schichten gekleidet, habe noch feuchte haare vom baden (17*), diese warm eingewickelt im stirnband, ohne socken in sandalen und genieße stilvoll im plastikbecher ein glas rosé wein zu meinen zimtschnecken. mein stativ ist aufgebaut und auf den leuchtturm gerichtet.. damit bin ich die einzige weit und breit..  ein magischer abend! 

... während die tourist info ihre öffnungszeiten bereits ändert, dreht das wetter nochmal richtig sommerlich warm auf. spätsommer will heißen: sommerliche temperaturen mit soft is, wind und wellen, erfrischende badezeiten bei 17* und reife, in "sensommer orange" leuchtende beeren am wegesrand. ein kläglicher rest der kratzbeere ist noch an vertrockneten sträuchern in der klitplantage zu finden, eine beerige bereicherung für ein paar tage im müsli. unreife und unerreichbare holunderbeeren schmälerten bereits meinen ernteerfolg, doch im heimschen garten wurde ich letztendlich fündig. die sanddornbeeren lockten mich wieder zu sehr, sie trotzen hier anscheinend jeglicher witterung. herrlich erst die arbeit, dann das vergnügen läuft hier in umgekehrter reihenfolge ab. am letzten tag ging es zur beerenlese in die wanderdüne und in den hofeigenen garten, nach hause kommen und die ernte in form von sanddornbeeren und diesmal auch -endlich- die dunklen holunderbeeren zu saft verarbeiten.. lekker! 

... und wieder zieht es mich im herbst nach norden. ein drittes mal führt mich der weg im oktober in die wanderdüne. eine arbeitswoche erwartet mich, die sanddornbeeren leuchten noch saftig orange. vitamin sea .. da hole ich mir sofort ein paar für mein müsli. es wird ein wechsel zwischen wanderungen zu meinem lieblingstürmchen und den sanddornbüschen. abgestimmt zwischen schönem fotolicht und arbeitseinsätzen .. feldarbeit :)

... auch diesmal gibt es neues zu entdecken. am rande des alten kirchweges leuchten ganz verlockend knallrote beeren, windsche bäume über und über voll mit diesen beeren. ich kann sie nicht einordnen, nehme ein blatt mit und fotografiere sie.. komisch das ich diese vorher nicht wahrgenommen habe. ich schaue mich um und sehe auf einmal überall diese leuchtend roten bäumchen. doch vorsicht, rote beeren.. nach meiner recherche steht fest: es kann nur zweigriffeliger weißdorn sein und wird somit abgeerntet :)) 

... herbst in nordjylland. der himmel ist grau, am strandübergang beginnt es doch wieder zu tröpfeln. schnell ist die gelbe regenjacke übergezogen und auch der sprung in die gummistiefel erfolgt mit einem lachen. die regentropfen werden stärker .. oh ein wolkenbruch prasselt auf mich nieder, schnell sind die türen zugeschlagen und 15mins warten angesagt. skodie beschlägt. als es weniger zu werden scheint, folgt dann doch die regenhose und der nässeschutz für die kameratasche. fertig und los, dahinten wirds schon wieder hell .. :))

... der touristen parkplatz ist trotz später saison ziemlich voll, bewusst geht es weiter, ein kleiner fast geheimer weg ist das ziel. vom süden her kommend geht es auf die wanderdüne. im kopfe die erinnerungen an die wanderungen zum midsommer. herrlich, wie lekker immer noch die holunderblüten auf den pfannkuchen schmecken. der blick nach rechts nach links, keine büsche mehr zu sehen, ganz abgelegen finde ich irgendwann tatsächlich noch ein paar holunderbeeren, für marmelade reichen die wirklich nicht. doch die wanderdüne hat wieder so einige überraschungen für mich bereitgestellt. genau hinsehen und die natur beachten, sie bietet soviel. am boden verstreben sich ranken der brombeere und .. sie tragen immer noch früchte. ich folge den leichten trampelpfaden und greife einfach zu, schnell ist mein kleiner becher gefüllt. ich freue mich bereits jetzt schon auf das nächste frühstück mit müsli und jede menge brombeeren. in diesem moment ist meine geliebte blaubeere fast vergessen. entlang der wanderdüne leuchtet es an vielen stellen in gelb-orange. hier leuchten viele kleine beeren, was bedeutet sie sind prall gefüllt mit vitamin sea. einfach zugreifen ist hier allerdings nicht möglich, denn vorsicht hier gibt es dornen .. havthorn .. sanddorn ! 

... midsommer in nordjylland. skodia volltanken und ab geht´s über die wieder geöffnete grenze zu dänemark. wir sind in dieser schier endlosen weite nicht zu stoppen und landen ganz im norden bis es nicht mehr weiter geht .. vor uns liegt nur noch das meer .. freiheit :)) 

... im midsommer zur sommersonnenwende wird es hier nachts nicht mehr richtig dunkel. "helle nächte" sind laue sommernächte, die einen auch nachts das weiche licht genießen lassen. ideal, um spontan in der derzeit desolaten situation, etwas schönes zu erleben. eine mir bekannte welt, was altbewährtes, was neues und ja auch was blaues .. ;) so wache ich zu blauer stunde an meinem türmchen (wobei hier von lauer nacht nicht zu sprechen wäre ;) beobachte die sterne und so manche schwach nachtleuchtende und wabernde wolke. so ganz allein im dunkeln die wabbeligen treppen dem turm empor, leicht brüchig und bereits "genäht" ein wenig gruselig, das begehrte ziel: der blick über seine düne.  

... die welt um mein lieblingstürmchen rubjerg knude fyr entpuppt sich (auch) im sommer als eventyrland, das erobert werden möchte. badevand 15½ grad, der feine unterschied zu ende oktober, erfrischende badezeit ! die zerklüftete steilküste leuchtet abends golden und ist mit lekker soft is schleckend der perfekte tagesausklang. (s)eine wanderdüne ist eine riesige welt aus sandverwehungen und dünenlandschaften. es macht spaß sich einfach -wild entdeckend- über die trampelpfade den weg zum türmchen zu bahnen, düne um düne, auf dem hohen dünenkamm zwischen strandhafer zu sitzen, die möwen auf dem plateau zu beobachten und zu versuchen die markanten zacken der felsvorsprünge auch von oben einzuordnen und wiederzufinden; einfach den tag zu verträumen. wie auf schatzsuche finde ich "knudi´s gold" am fuße der wanderdüne. hier haben sich holunderbüsche angesiedelt und stehen in voller blüte, voller blütenstaub überwinde ich die angriffe auf die bronchien und greife einfach zu, limonade und im nachhinein viel goldene marmelade genießend :)) 

... god rejse! (m)ein leuchttürmchen zieht um!  

... seit nunmehr fast 120 jahren steht rubjerg knude fyr in der wanderdüne an lønstrups klint. zu zeiten seiner einweihung um 1900 war diese düne gerade mal 2-3m hoch, heute eine riesige welt aus fliegendem sand. die gefährliche abbruchkante ist nur noch drohende 8m von ihm entfernt und die nächsten herbststürme könnten diese relativ zügig und folgenschwer verkürzen: eine leuchtturm-ikone würde ins meer stürzen. um dies zu verhindern, beschloss hjørring kommune das türmchen zu retten und über ein schienensystem "stile og rolig" 70m landeinwärts zu versetzen, eine riskante aktion, die noch während des umzugs mißglücken könnte. murer kjeld, ein gelassener, in lønstrup lebender maurermeister nahm den job verantwortungsbewußt an, damit war die planung in guten händen. 

 ... what a day! die spannung steigt: früh morgens im dunkeln rauschen an meinem fenster die vielen autos der presse und schaulustigen vorbei, der fußmarsch über die felder an der ferienhaussiedlung vorbei lässt einen angestrahlten turm erscheinen, ein letztes licht an seinem standort. schon bald füllt sich der zaun ums baugelände und unter aller augen wird das leichtgewicht über 700 tonnen ein paar zentimeter angehoben, nun schwebt unser aller geliebter leuchtturm dank hydraulik über dem sand, kurze pause und die kritische phase ist überstanden, anfangs nahezu unbemerkt schiebt sich "knudi" meter für meter zu seinem >nye plads< innerhalb der wanderdüne. am nachmittag ist das ziel wesentlich früher als geplant erreicht und alle jubeln mit kjeld "tillykke" und nach kurzem besinnen "skål" stilvoll mit einem gammel dansk im glas .. jaha - knude ist gerettet !!

... ich liebe sand, fasziniert von den sandkisten der welt geht es in den hohen norden dänemarks in die welt der großen wanderdüne in nordjylland. hier steht mein lieblingstürmchen - rubjerg knude fyr. der anblick verändert sich von jahr zu jahr, so hat die kraft der wanderdüne leuchttürmchen und wärterhäuschen unter sich begraben und mittlerweile wieder freigegeben, ein prozess der (mehrere) jahrzehnte dauert. doch nun scheinen die tage endgültig gezählt, der leuchtturm wurde für sein letztes zeitalter mit kaleidoskop und treppenaufgang zur begehbaren touristen-attraktion ausgebaut. ein faszinierendes lichtspiel im inneren des turmes und ein atemberaubender blick über die wanderdüne, besonders lichtschön modelliert in den morgen- und abendstunden. doch auch hier herrscht der ewige kampf zwischen naturschutz und tourismus. originell wird die natur attraktiv gemacht, das lockt nicht nur naturliebhaber + wanderer an, die breite masse wird quasi dadurch gejagt, sehenswerte natur ist für alle zugänglich und wird damit leider auch zerstört, ein teufelskreis. 

ein besonderes erlebnis galt nur mir ganz allein: morgens um 5 ist man (im mai) in der wanderdüne tatsächlich allein unterwegs. mein leuchttürmchen stand an diesem morgen nur für mich da und muss erstmal erlaufen werden, an sanddornbüschen vorbei führt ein sandiger weg zur attraktion; ein weg der besinnung, die vorfreude steigt, mit versteckten blickwinkeln geht es auf den turm zu, vor allem wenn bereits niemand mitläuft ist das ein genuss. ein erlebnis ist es auf der düne zu sitzen, die aufsteigende sonne haucht den sand um dich herum in rötliches licht. der weg zurück ist wieder ein weg der besinnung, freude über das gesehene.